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Werner Lutz

Geboren 1930 in Wolfhalden AR
Lyriker und Maler
Lebt und arbeitet in Basel


 
Wir trauern um Werner Lutz, der am 17. Juli 2016 im Alter von 85 Jahren verstorben ist.

Würdigungen:

Neue Zürcher Zeitung, 23.7.2016
(Nachruf von   Martin Zingg)

www.srf.ch/kultur/literatur/ Der Schweizer Lyriker Werner Lutz, 27.7.2016
(Gespräch von Esther Schneider mit Markus Bundi)

TagesWoche, 28.7.2016
(Nachruf von Rudolf Bussmann)

 


Auszug aus dem Gespräch mit Werner Lutz anlässlich der Ausstellung zu seinem 75. Geburtstag in der Galerie „Die Aussteller“ (Oktober/November 2005):


„Zu meinen neuen Zeichnungen: ...: Erstens ist das Papier ausschlaggebend. Ich habe ein sehr grobkörniges Papier gefunden. Dann kommt der Grafitstift dazu. Er ist weich, sodass ich ein wunderschönes Grau erhalte. Zu den gestalterischen Möglichkeiten: Sie sind uferlos. Ich fange irgendwo auf dem Blatt mit einer Kleinigkeit an, und dann fügt sich das eine zum andern. Es ist ein fortlaufendes Weiterentwickeln, das Spass macht. Das stille Arbeiten mit dem Stift hat etwas Meditatives, ich kann dabei ein Problem umkreisen, und kann ohne Hast darüber reflektieren. Das macht für mich das Zeichnen, sagen wir mal, kostbar. Es ist spannend zu erleben, was der Strich mit dem Werner macht, nicht umgekehrt ...

Ich setze Strich an Strich, daraus entstehen Flächen. Das leise Geräusch bei der Arbeit ist ein Knistern, es wächst etwas heran. Uebrigens hat das Zeichnen eine ähnliche Arbeitsstruktur wie das Schreiben eines Gedichts. Plötzlich wirst du hellwach, von einem einzigen Strich geweckt, oder von einem Wort, das dich unverhofft be-sucht ...

Die Texte, die ich in einige Zeichnungen eingefügt habe, sind so etwas wie „Lutzens Wunder“ – sie sind mir zugeflogen. Oft, wenn ich zeichne, kommt mir eine Zeile in den Sinn, wie etwa: „Hat mit dem Herbst zu tun“. Dann kann ich sicher sein, dass ich herbstlich gestimmt bin. Es ist ein Ineinanderweben, aber ich kann nicht sagen, was der Schuss ist und was der Zettel. Ich habe immer gezeichnet, die Zeichnungen aber nie gezeigt, und so ist ein kleines Lebenswerklein zusammengekommen, eine Dokumentation: So habe ich damals gedacht und gefühlt, später eher so, noch später ... na ja ...

Alterswerk? Das wäre ja gar nicht so schlecht! Sicher, eine gewisse Reife ist darin enthalten, ein Können, aber das Wichtigste ist: Unabhängigkeit. Weder bei den Bil-dern, den Zeichnungen, noch bei den Texten muss ich heute über den Blattrand hinausspähen und mich fragen, gefällt es jemandem. Das ist mir völlig wurst, so egal, dass es befreiend ist. Ich habe keine Atemnot mehr beim Arbeiten, und brauche mich nicht mehr zu plagen: soll ich es wagen? Ich wage es. Das ist schön und soll so bleiben. Ich wünschte, mir wäre schon früher bewusst geworden, dass dies eine Kraft ist, die neue Kräfte freisetzt ...

Mein Verhältnis zur Farbe: Ich vertraue ihr. Eine Farbe, die du aufträgst, ruft sogleich der nächsten Farbe. Triffst du diese nicht präzis, läuft die ganze Sache schief. Genau hinhören ist das Rezept. Wichtig ist, sich zu öffnen für den Klang. Du kannst ein Bild leicht versauen: Bringst du Komplementärfarben in ein Bild, Rot und Grün etwa, wird alles zur Frage der Proportion, der Menge. Gleiche Mengen, neben- oder ineinander gemalt, führen zum Chaos, die schlagen sich tot. So friedlich geht es nicht zu und her auf einer Leinwand. Umgekehrt lässt sich eine müde Farbe leicht beleben, ein dump-fes Grün wird unweigerlich spritziger durch einen Tropfen Rot. Mir geht es ganz ähnlich.

Anklänge an Landschaften? - Es ist verheerend, wie kann ich meinem Schicksal entkommen. Wahrscheinlich habe ich ein Pflanzen-Landschafts-Gen in mir. Ich habe aufgehört, mich dagegen zu wehren ...“

 

Bleistift-Zeichnung, 50 x 40 cm
 
 
 
 
 

Dagmar Brunner in der ProgrammZeitung Basel / Oktober 2005

„... Seine Buchtitel sind so poetisch wie bildhaft: Nelkenduftferkel, Hügelzeiten, Schattenhangschreiten, Farbengetuschel. Seine Bilder schliesslich erinnern an Chiff-ren, geheime Schriftzeichen, die sich nicht ohne weiteres entziffern lassen ... Seine Zuneigung gilt dem Naheliegenden, dem Alltag, dem Augenblick, die er schwebend leicht, klar und dicht zu würdigen weiss. Und zwar, wie es scheint, mit umso weniger Worten, je älter er wird. Alle diese Qualitäten finden sich auch in seinen Bildern, vor allem den Zeichnungen, auf die z.B. sein Wort „Bleistiftgespinste“ wunderbar passt. Mit Graphit auf edlem Papier lässt Lutz ... Gebilde entstehen, die an Pflanzliches, an Schattenspiele und Wolken, an Gesteinsoberflächen und Wasserläufe oder auch an tanzende Figuren erinnern. Eine anziehende Mischung aus Lebendigkeit und Ruhe, Kraft und Zartheit, die auch die Texte kennzeichnet. Und so bilden diese beiden künstlerischen Begabungen eine faszinierende Einheit und bleiben doch individuelle Aeusserungen.“